Was für eine Dramatik, was für eine Spannung… und am Ende grenzenlose Freude bei den C-Jugend-Handballerinnen der TSG Estenfeld: In einem hochklassigen, packenden Spitzenspiel in der Landesliga Nord gewannen sie knapp gegen den TSV Haunstetten – und haben nun allerbeste Karten, am kommenden Sonntag (18.3.) mit einem Erfolg beim Tabellenletzten in Heroldsberg die erste Landesliga-Meisterschaft überhaupt nach Estenfeld zu holen.
Die Ausgangslage war klar: Das TSG-Team, diesmal betreut von Co-Trainerin Simone Weippert (sie übernimmt die Mannschaft als neue B-Jugend ab April), brauchte einen Sieg, um die Gäste aus Schwaben in der Tabelle noch überflügeln zu können. Bei einem Unentschieden hätten die Haunstettener in fremder Halle die Meisterschaft gefeiert. Es ging also um viel… Und selbst wenn die Leistung der Estenfelder Mannschaft in dieser Saison – stärkste weibliche C-Jugend in Unterfranken – bis dahin schon formidabel war: Die mögliche Krönung mit einem Titel spornte sie mächtig an.
Aber entsprechend groß waren auch die Aufregung und der Respekt der Spitzenteams dieser Liga voreinander. Beide gingen von Beginn an mit großem Einsatz und ordentlich Tempo zu Werke, verschoben agil in der Deckung und ließen auf beiden Seiten nur sehr wenige Chancen zu. Beleg für die aktive Defensivarbeit: Die Gäste aus der Augsburger Handballhochburg kassierten schon in den ersten zehn Minuten drei gelbe Karten. Zwei Siebenmeter konnte das TSG-Team in der Anfangsphase nicht verwerten (insgesamt gar vier), aber kein Wunder: Herausragende Leistungen zeigten in dieser Partie die beiden Torfrauen: Auf Haunstettener Seite parierte Kiara Spindler etliche Male hervorragend, aber auch Eva Michel im TSG-Tor war an diesem Tag ein unglaublich starker Rückhalt für ihre Mannschaft.
So fielen zu Beginn kaum Tore, das Spiel wogte beherzt hin und her, nach dem raschen 2:2 (5.Minute) fiel dann bis zur 13.Minute kein weiterer Treffer. Den Faden vor dem gegnerischen Tor fanden die Estenfelderinnen schneller wieder: Vier verschiedene Torschützen war bis zum 6:4 erfolgreich – Indiz für die überaus geschlossene Mannschaftsleistung an diesem Tag. Auch bei individuellen Fehlern: Kein Verzagen, keine Schuldzuweisungen – immer waren Mitspielerinnen zur Stelle und halfen aus. Eine Vorstellung mit ganz viel Teamspirit und Moral – und vom spielerischen Niveau beider Mannschaften war auch Liane Lurz angetan, Talentverantwortliche für den Bayerischen Handballverband in Unterfranken.
Die schwäbischen Gäste waren der erwartet schwere, spielstarke und körperlich präsente Gegner. Auch wenn Estenfeld das Hinspiel klar gewinnen konnte – ein Maßstab für das „Finale“ um den Titel war dies nicht. Mit ihren großen Spielerinnen gelangen dem TSV Haunstetten immer wieder schöne Treffer aus dem Rückraum, während auf Estenfelder Seite als erfolgreichste Werferinnen Marielena Münch, Melissa Hummel (beide 4), Hannah Lichtlein und Marie Gehring (beide 3) mit starken Einzelaktionen glänzten, aber teils herrlich auch die Außen einbezogen und mit überraschenden Kreisanspielen gepunktet wurde.
Die Fans auf der Tribüne feuerten beide Teams frenetisch an. Das bessere Ende vor der Halbzeit hatte Haunstetten, das mit einer 7:6-Führung in die Kabinen gehen konnte und direkt nach dem Wechsel erstmals mit zwei Toren führte (6:8). Doch auch in dieser Situation ließ sich das TSG-Team der an diesem Tag verhinderten Trainerin Janina Keupp nicht beirren – im Gegenteil: Ein 5:0-Lauf brachte die Mädels wieder mit 11:8 in Front. Eine Vorentscheidung? Von wegen.
Die Gäste verlangten den Estenfelderinnen alles ab, gaben sich zum keinen Zeitpunkt geschlagen und glichen zum 14:14 und zum 15:15 erneut aus. Selbst das 17:15 fünf Minuten vor dem Ende brachte noch nicht den Sieg. Zwei Minuten vor Abpfiff gelang Haunstetten der 17:16-Anschluss. Das Spiel stand auf des Messers Schneide. Während die TSG-Mädels noch klare Chancen vergaben, verloren umgekehrt die Gästespielerinnen in der Schlussminute den Ball… und so konnten die Hausherrinnen die letzten Sekunden herunterspielen. Und dann: Unbeschreiblicher Jubel auf dem Spielfeld, Spielerinnen und Trainerin lagen sich in den Armen – vom Publikum wurden die Heldinnen gefeiert. Und doch wurde allen auch gleich klar: Das Topspiel war gewonnen, die Meisterschaft müssen sich die Mädels aber erst noch holen, am Sonntag beim mittelfränkischen Tuspo Heroldsberg. Der Applaus des Publikums galt nach diesen packenden 50 Minuten ausdrücklich beiden Mannschaften, die tollen Handballsport geboten hatten – und die sich bereits am 24.März an gleicher Stelle wiedersehen: bei der Bayerischen Landesliga-Meisterschaft der vier besten Landesligisten aus Nord- und Südstaffel. [SPIELBERICHT]
Vor diesem Highlight hatte die D-Jugend (SG Estenfeld-Würzburg) in der Bezirksliga den TV Großlangheim zu Gast. Hier zeigten die Spielerinnen von Lisa Reisinger und Rosalie Deckert, dass sie sich in dieser Saison zur einer ausgeglichenen Mannschaft weiterentwickelt haben, die gut kombinieren und Chancen herausspielen kann. Der 16:7-Erfolg, zur Halbzeit stand es 6:3, war zum keinem Zeitpunkt in Gefahr. Auch hier war die Freude nach dem Abpfiff groß.