Vor eineinhalb Wochen begab sich die erste Tischtennismannschaft der TSG Estenfeld auf den Weg ins nahe gelegene Gerbrunn, um gegen die zweite Mannschaft des dortigen TSV 1877 ihren Saisonauftakt zu bestreiten, nachdem die TSG-Truppe die Vorsaison als Meister der 3. Kreisliga West beendet hatte und nun nach einer bayernweiten Umstrukturierung im Ligasystem in der Bezirksklasse B Mitte auf Punktejagd gehen darf. Beim Blick auf die Mannschaftsaufstellungen der in dieser Spielklasse teilnehmenden Teams lässt sich niemand als Favorit oder Außenseiter feststellen. Auch wenn die Estenfelder als Aufsteiger zunächst das Privileg genießen, befreit aufspielen zu dürfen, so ist man sich natürlich auch einig gewesen, dass ein Sieg im ersten Spiel wünschenswert ist, um eine ordentliche Portion Selbstvertrauen für die bevorstehenden Aufgaben zu gewinnen. Viele Matches mussten jedoch gespielt werden, bis feststand, ob der an diesem Abend in der roten TSG-Farbe leuchtende Himmel ein gutes Omen für die Estenfelder darstellen sollte.
Aus den drei Doppel-Partien zu Beginn konnten die Gäste nur einen Sieg mitnehmen. Thomas Streit und Matthias Förster sorgten für den ersten Estenfelder Zähler auf der Habenseite, während die beiden anderen Estenfelder Doppel jeweils knapp das Nachsehen hatten. Die drei Doppel-Matches, von denen bereits zwei im fünften und damit im Entscheidungssatz entschieden wurden, boten bereits einen Vorgeschmack auf das, was die Akteure an den Platten an diesem Abend noch erwarten durfte.
Der TSV Gerbrunn baute seinen Vorsprung durch einen deutlichen Sieg des an diesem Abend hervorragend aufgelegten Carsten Gellermann gegen Daniel Müller aus. Der auf Rang eins gesetzte Estenfelder Thomas Streit erledigte jedoch seine Hausaufgaben gegen Birgit Baumgartner und hielt seine Farben damit bei einem 2:3-Zwischenstand aus Sicht der Gäste in Schlagdistanz. Während Waldo Gomez seiner monatelangen Trainingsabstinenz Tribut zollen musste und folgerichtig seinem Gegenüber unterlag, zog ihn sein Teamkamerad Matthias Förster aus der Patsche. Dieser zeigte sich in bestechender Verfassung und zwang seinen jungen Kontrahenten in vier Sätzen in die Knie.
Auch auf die Estenfelder Routiniers war zunächst Verlass. Adi Klafke und Peter Walter bescherten ihren Kollegen die erste Estenfelder Führung des Abends, wobei letzterer wie schon so häufig in der Vorsaison über die vollen fünf Sätze gehen musste. Der Spielstand von 5:4 deutete bereits an, dass noch einige Matches gespielt werden müssen, bis ein Team den entscheidenden neunten Punkt verbuchen konnte.
Die Estenfelder Führung wurde auch postwendend im Duell der beiden Topspieler von dem an diesem Abend nicht zu schlagenden Carsten Gellermann gegen Thomas Streit egalisiert. Doch nun schienen sich die TSG-Spieler so richtig warmgespielt zu haben. Erst siegte der jüngste Estenfelder Spieler Daniel Müller in einem atemberaubenden Fünfsatz-Match gegen Baumgartner, kurz darauf nutzte Matthias Förster seinen Anti-Topspin-Belag auf der Rückhand effizient und gewann gegen Alfred Glück in drei Sätzen. Auch Waldo Gomez konnte in seinem zweiten Einzel-Spiel seine Offensivpower diesmal zielbringend einsetzen und ebnete seinen Teamkollegen Adi Klafke und Peter Walter mit seinem Sieg im fünften Satz zum 8:5-Zwischenstand den Weg, den entscheidenden neunten Punkt einzufahren. Beide schienen diesen Weg jedoch partout nicht einschlagen zu wollen. Erst unterlag Klafke in vier, anschließend Walter – wie könnte es auch anders sein – in fünf Sätzen.
Schon im ersten Saisonspiel musste also das sogenannte Entscheidungs-Doppel herhalten, um auszumachen, ob die TSG aus diesem intensiven Spiel als Sieger hervorgeht, oder ob sich beide Mannschaften mit einer Punkteteilung begnügen müssen. Die beiden befreundeten Estenfelder Thomas Streit und Matthias Förster traten den Gerbrunnern Gellermann und Glück gegenüber und legten los wie die Feuerwehr. Scheinbar mühelos konnten Streit und Förster die ersten beiden Sätze für sich entscheiden. Gellermann und Glück dachten jedoch gar nicht daran, vorzeitig aufzustecken und kämpften sich tatsächlich noch einmal zurück und gewannen nun ebenfalls zwei Sätze. Mit dem Rücken zur Wand standen nun die beiden Estenfelder. Doch sie konnten sich ihrer Stärken besinnen. Begünstigt durch einen Fehlaufschlag Gellermanns brachten sie den alles entscheidenden fünften Satz nach Hause und durften sich von ihren mitfiebernden Teamkameraden ausgiebig feiern lassen.
Nach diesem atemberaubenden Herzschlagfinale zum knappen 9:7-Sieg waren sich die Estenfelder über die in dieser Spielklasse vorherrschende ausgewogene Stärke aller Mannschaften einig. Im Vorbeigehen wird man in dieser Saison keinen Gegner mehr schlagen können, wie das noch in der vergangen Saison häufig der Fall war. Jeder Punkt muss in der laufenden Spielzeit hart erkämpft werden, um nicht in den Tabellenkeller abzurutschen. In zwei Wochen wird man in Theilheim gastieren, wo ein tendenziell noch stärkerer Gegner auf die TSG-Truppe warten wird. Man darf also gespannt sein, ob man dort etwas Zählbares mitnehmen kann. Man wird auf jeden Fall aufmerksam beobachten, ob der Abendhimmel an jenem 15. Oktober wieder eine rote Farbe annehmen wird.
TSG-Spieler des Tages: Matthias Förster hat alle seine Spiele gewinnen können und bewies gerade im Entscheidungs-Doppel, dass er Nerven wie Drahtseile besitzt.
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Bericht: Daniel Müller und Julian Kütt