„El Clasico“ des unterfränkischen Tischtennissports, Duell zweier Erzrivalen, oder einfach Derby. Viele Bezeichnungen treffen auf das Aufeinandertreffen zweier sich rivalisierenden, aber im Großen und Ganzen doch freundschaftlich verbundener Teams im unterfränkischen Tischtennisbezirk zu. Seit etlichen Jahren begegnen sich die jeweils ersten Mannschaften der TSG Estenfeld und der FT Würzburg, häufig dabei auf Augenhöhe. Seit der digitalen Ergebniserfassung in bayerischen Spielklassen zur Saison 2005/2006 trafen die beiden Teams sage und schreibe 17-mal aufeinander. Neunmal verließ die TSG die Spielstätte als Sieger, dreimal die Freie Turnerschaft. Fünf Partien endeten unentschieden. Auch in der Gegenüberstellung der einzelnen Matches haben die Estenfelder die Nase vorn. 140 derer gingen auf das Estenfelder Konto, 104 Matches gewannen die Würzburger.
Von einem guten Omen kann jedoch alleine anhand dieser Bilanz nicht die Rede sein. Zu sehr veränderten sich die Gesichter beider Mannschaften. Ältere Spieler verabschiedeten sich, jüngere sorgten für frischen Wind. Doch ein paar Spieler, die sich noch an die spannenden Spiele beider Mannschaften vor 14 Jahren erinnern können, finden sich auch heute noch im (erweiterten) Kader ihres Teams wieder. Seitens der TSG sind das mit Thomas Streit, Matthias Förster, Peter Walter und Günter Wolz vier gestandene Persönlichkeiten, die schon viele Höhen und Tiefen des Estenfelder Tischtennissports miterleben durften. Für die FTW ist Herbert Hupp damals wie heute im Einsatz.
Lassen wir die Historie wieder Historie sein und richten unsere Blicke auf die jüngere Vergangenheit, genauer gesagt auf den Montag, den 25. Februar dieses Jahres. Wieder einmal standen sich die TSG Estenfeld und FT Würzburg in der Mergentheimer Straße westlich des Mains gegenüber. Hatte man in den letzten Spielen häufig einen Rückstand wettzumachen, wollte sich die TSG-Truppe diesmal eine komfortablere Ausgangsposition verschaffen. Wiederum fiel jedoch die Punkteausbeute aus den drei Doppel-Begegnungen mager aus. Lediglich das Doppel Streit/Müller knüpfte an seine Leistungen der Vorwoche an und verhinderte mit seinem Sieg, dass man vorschnell ins Hintertreffen geriet.
In den ersten Einzel-Begegnung gelang Daniel Müller ein überraschend deutlicher 3:0-Sieg gegen seinen Namensvetter Lukas Müller. Waldo Gomez fand kein probates Mittel gegen seinen Kontrahenten, musste sich folglich geschlagen geben, doch Thomas Streit konnte sein erstes hart umkämpftes Einzel-Match erfolgreich gestalten und den Ausgleich im Gesamtpunktestand zum 3:3 herbeiführen. Matthias Förster war seinem Konkurrenten klar unterlegen, doch Julian Kütt verhinderte mit seinem Sieg, dass sich die Heimmannschaft absetzen konnte.
Adi Klafke fand überhaupt nicht ins Spiel und unterlag deutlich. Thomas Streit konnte sein zweites Einzel zwar wieder offen gestalten, musste sich jedoch denkbar knapp geschlagen geben. Den zwischenzeitlich auf 4:6 angewachsenen Rückstand der TSG egalisierten Daniel Müller und Matthias Förster im Handumdrehen. Beide wurden für ihre höchste Konzentration belohnt und gewannen ihr jeweils zweites Einzel-Match. Nicht von Erfolg gekrönt war der Abend für Waldo Gomez, der gegen einen ebenbürtigen Konkurrenten denkbar knapp unterlag. Während der intensiv geführten Tischtennismatches der Spieler beider Teams verging die Zeit wie im Fluge. Der Stundenzeiger passierte die Nummer zehn auf dem Ziffernblatt der in der Turnhalle montierten Uhr, doch „besser spät als nie“, dachten sich wohl Adi Klafke und Julian Kütt und erspielten die erste Estenfelder Führung des Abends zum 8:7. Dieser Spielstand bedeutete gleichzeitig, dass wieder einmal die Partie der beiden stärksten Zweierteams jeder Mannschaft herhalten musste, um eine Entscheidung des Aufeinandertreffens herbeizuführen.
Thomas Streit und Daniel Müller sahen sich den Würzburgern Lukas Müller und Markus Köhler gegenüber. Keiner der aufmerksamen Beobachter wagte eine Prognose über den Ausgang über diese atemberaubende Tischtennispartie. Das Estenfelder Doppel geriet zunächst ins Hintertreffen und musste den ersten Satz abgeben. Der Rückstand schien die TSGler wachgerüttelt zu haben, denn welch Ballgefühl und Zielstrebigkeit die beiden nun an den Tag legten, verblüffte selbst deren Estenfelder Kameraden. Langanhaltende offensive Ballwechsel rissen die Zuschauer beider Lage von den Sitzen. Nach zwei gewonnenen Sätzen hatten nun die TSG-Akteure die Nase vorn. Entschieden war jedoch noch lange nichts, denn nun zeigten Streit und Müller erste Anzeichen von Nervosität, die ihre Kontrahenten clever auszunutzen wussten. Satz vier ging folgerichtig an die FTW. Die Würzburger schienen ihre Euphorie in den entscheidenden fünften Satz mitnehmen zu können, erspielten sich drei Matchbälle, derer zwei das Estenfelder Duo noch abzuwehren wusste. In die Verlängerung des Satzes konnten sich die TSGler allerdings nicht retten. Den dritten Matchball verwandelten die Würzburger und ließen sich anschließend als Retter eines insgesamt gerechten 8:8-Unentschiedens feiern.
Mit diesem Remis eroberte die TSG Estenfeld den zweiten Tabellenplatz der Bezirksklasse B Mitte zurück, welcher zum Aufstieg berechtigen würde. Die Konkurrenz sitzt der TSG jedoch im Nacken. Einen Patzer in den bevorstehenden Partien gegen schwächer einzuschätzende Teams der SG Randersacker und der Würzburger Kickers darf man sich keineswegs erlauben, will man doch möglichst lange auf der Position hinter dem Spitzenreiter TSV Grombühl III verweilen. Die Tatsache, dass die Estenfelder bis Mitte März urlaubsbedingt auf den derzeit in Höchstform aufspielenden Daniel Müller verzichten müssen, macht die beiden bevorstehenden Partien dennoch zu einer echten Herausforderung.
Das Titelbild zeigt Waldo Gomez, wie er einen Topspin auf die gegnerische Spielfeldhälfte feuert.
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Bericht: Julian Kütt